Kunst im Wohnzimmer November 2024

Harriet Zilch: Kunst kaufen ist eine rein emotionale Entscheidung



Ein Glas Wasser für die Wand

 

Kunst im Wohnzimmer: Harriet Zilch erinnert sich gut an ihr erstes gekauftes Kunstwerk, einem Wasserglas von Peter Dreher

Eines ist für Harriet Zilch, Leitung der Kunsthalle Nürnberg, klar, Kunst kaufen ist eine rein emotionale Entscheidung. Das Gleiche scheint auch für die Entscheidung, welches Kunstwerk im Rahmen des „Kunst im Wohnzimmer“ Projekts vorgestellt werden soll, zu gelten. „Ich kann auf alle Fälle versichern, dass keines von mir selbst stammt“, kündigt sie im Vorfeld launig an und bleibt bis zum Schluss unentschieden.

Natürlich besitzt sie einiges an Kunst von Menschen, die sie im Rahmen einer Ausstellung oder eines „Artist in Residence Programms“ kennenlernte, und überhaupt stellt sich schnell heraus, dass es nur Kunstwerke in ihrem zuhause gibt, von Künstlern, die sie kennt und mag. „Ich muss schließlich mit der gekauften Arbeit hier in meinen eigenen vier Wänden gut leben können“, begründet sie diese Entscheidung.

Am Ende fällt die Wahl dann wie von allein auf ihren ersten Kunstkauf, der schon ein paar Jahre zurückliegt. Zilch berichtet bereitwillig, wie es dazu kam: „Mein Volontariat absolvierte ich bei der Kunsthalle Baden-Baden. Im Zuge von Recherchen in dem Haus, stieß ich auf eine schon länger zurückliegende Ausstellung von Prof. Peter Dreher, der an der Akademie der bildenden Künste Karlsruhe unterrichtete.“

1977 wurden seine, im Rahmen eines Konzepts entstandenen, Bilder von Wassergläsern gezeigt. 40jahre lang hatte Dreher täglich ein Wasserglas gemalt mit der zusätzlichen Auflage, jede dieser Arbeiten innerhalb eines Tages fertigzustellen. Entstanden sind tausende davon und Zilch wollte unbedingt eines davon kaufen, denn sie war fasziniert von der konzeptionellen Idee dahinter. Das Geld sparte sie sich zusammen, indem sie Führungen durch das benachbarte Museum „Frieder Burda“ anbot. „Ich erinnere mich noch gut an den Ausflug zu seinem Atelier und dass ich relativ zielstrebig ein Bild auswählte und das, obwohl nicht wenige, es hingen immerhin rund 20 Stück in einer Reihe, an der Wand hingen“, erzählt Zilch. Ein paar davon hatte er zudem einzelnen Menschen gewidmet und auch ihre Arbeit zählt dazu. Sie wurde noch am Tag des Entstehens dem Komponisten Bruno Maderna gewidmet, denn Dreher hatte beim Malen des Wasserglases im Jahr 1993 ein Musikstück von ihm gehört.

 @Jana Mantel / textkunstraum.blogspot.com – November 2024


 


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