Kunst im Wohnzimmer Mai 2024
Rose Bilfinger: Kunst als Erinnerung und dann gleich doppelt
Kunst im Wohnzimmer: Rose Bilfinger hat eine ganz
besondere Geschichte zu dem Portrait ihrer Mutter zu erzählen, denn dieses gibt
es gleich zweimal
Perfekt vorbereitet ist Rose Bilfinger (72) aus Konstanz und so kann sie die ungewöhnliche Geschichte zum Portrait ihre Mutter Lilli mit Fotos und Dokumenten ausschmücken. Diese beginnt mit dem zweijährigen Einsatz ihrer damals 22jährigen Mutter im zweiten Weltkrieg als Schwesterhelferin beim roten Kreuz in der Ukraine. „Wichtig ist aber in dem Zusammenhang auch dieses Foto“, so Rose Bilfinger, während sie ein Passbild ihrer Mutter hervorholt, das eine freundlich lächelnde junge Frau zeigt und eine 1:1 Kopie zum Portrait darstellt. „Das Foto stammt aus dem Jahr 1939“, ergänzt Rose Bilfinger und erzählt weiter von dem guten väterlichen Freund namens Dr. Eugen Frueth, der Lilli zur Kunst hingeführt hatte. Gemeinsam besuchten sie Ausstellungen und tauschten sich darüber aus. Nur so kann sich ihre Tochter Rose erklären, wie es zu folgender Situation ein paar Jahre später kam: „In der Ukraine gab meine Mutter ein Portrait von sich in Auftrag“, erzählt Bilfinger: „Als Vorlage diente das besagte Foto von ihr. Lilli hat das Bild noch im Entstehungsprozess gesehen, später wollte sie es zum verabredeten Zeitpunkt abholen. Doch der Kunstmaler hatte es nicht mehr.“
Das fertige Bild war
in die Auslage des Schaufensters gestellt worden und erweckte so das Interesse
eines deutschen Offiziers. Dieser bestand darauf das Bild zu kaufen. „Meiner
Mutter blieb nichts anders übrig, als sich erneut ein Portrait malen zu
lassen“, ergänzt Bilfinger und löst das Rätsel gleich mit auf: „Im Nachgang
stellte sich heraus, dass es Frueth war, der das Bild gekauft hatte.“ Er hätte
wohl seine junge Freundin auf dem Bild erkannt und wollte es deshalb unbedingt erwerben.
Erst ungefähr 30 Jahre später wurden die beiden Bilder dann gegeneinander
getauscht. „Seither hängt es in meiner Nähe und ist, abgesehen von dieser
unglaublichen Geschichte, für mich eine schöne Erinnerung an meine Mutter“,
schließt Rose Bilfinger.
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