Kunst im Wohnzimmer Mai 2024
Lilli Blomeier-Zillich - Kunst ist Hinsehen
Kunst im Wohnzimmer: Ulli Blomeier-Zillich freut sich
über ein Bild eines verstorbenes Künstlerkollegen, das bei ihr hängt
Eines ist für Ulli Blomeier-Zillich (80) ganz klar: das
Sehen ist definitiv das Wichtigste. Bei der Kunst und überhaupt im Leben. „Erst
danach kann man Dinge komponieren“, ist die in Konstanz lebende bildende
Künstlerin, die in Karlsruhe an der Akademie Malerei und Bildhauerei studierte,
überzeugt.
Sie erinnert sich, dass sie im Kindergartenalter einen
gestreiften Schal geschenkt bekam und diesen zerschnitt, denn aus ihrer Sicht
passte die Farbe Gelb mit der Farbe Rosa überhaupt nicht zusammen. „Diese
Farbkombination geht auch heute für mich gar nicht“, schwenkt sie ins Jetzt über
und schmunzelt. Sie selbst ist mit sehr viel genauem Hinsehen aufgewachsen und
bezeichnet sich außerdem als leidenschaftliche Pflanzenretterin: „Oft setze ich
eine Zwiebel in die Erde und staune dann selbst, was dabei herauskommt“,
erzählt sie ganz nebenbei. Bei ihrer Kunst spielt dagegen der Zufall keine
Rolle, da ist alles gewollt platziert in einer Mischung aus Flächen und Linien.
Auch bei dem Bild, das bei ihr seit über einem Jahr im
Wohnzimmer hängt, ist die Farbkombination gezielt gewählt worden. „Das Bild ist
von Hannes Hannemann“, beginnt die Künstlerin: „Er war ein langjähriger
Künstlerkollege, der sehr konkret gearbeitet hat. Mit ihm habe ich mehrfach
gemeinsam ausgestellt. Als er verstarb, durfte ich mir eine von ihm Arbeit
aussuchen und ich habe mich für diese hier ohne Titel entschieden.“
Dabei bemerkt sie, dass sie es durchaus schätzt, diese Kunst-Erinnerung
an Hannemann zu haben, denn er hätte ihr immer wieder Mut gemacht und sie
motiviert, weiterzumachen mit ihrer Kunst. „Er war ein wortgewaltiger Mensch,
der viel, aber dabei fundiertes aussprechen konnte“, erinnert sie sich.
@Jana Mantel / textkunstraum.blogspot.com – Mai 2024
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