Oktober TEXTraum

 

Der Die oder Das Dinnele?

Als Zugereiste hat man es ja nicht so leicht, schon beim Aussprechen des Städtenamens Konstanz outet man sich schnell, denn: erst wer Konschtanz sagt, gehört so wirklich hierher - habe ich mir jedenfalls sagen lassen. Doch das Sprechen ist ohnehin schon die Kür, los geht es direkt beim Hören. So bin ich also leidlich verwirrt und in Planungsnöten, weil die Freundin mich mittags treffen möchte und damit aber mitnichten 12- 13 Uhr meint, sondern vielmehr den ganzen Nachmittag; so geht es munter weiter, denn ein Treffen auf und nicht um 15 Uhr bringt mich auch etwas ins Grübeln -  aber, das alles sind mittlerweile eine meiner leichtesten Übungen. Nach einigen Jahren der aktiven Anpassung treffe ich mich also mit Freunden auf!!! 19 Uhr zum Dinnele essen. Da man ja nicht immer wie der  Volldepp dastehen möchte, informiere ich mich vorab im Internet und lerne, dass Dinnele dem Elsässischen Flammkuchen ähnlich sind. Zudem handelt es sich bei Dinnele um eine alte Tradition, welche aus der Zeit stammt, wo noch nicht jeder Haushalt einen Holzbackofen besaß, und man sich einmal alle zwei Wochen im Backhaus zum gemeinsamen Brotbacken traf. Um die Wartezeit zu verkürzen oder die richtige Temperatur zu testen und für den kleinen Hunger zwischendurch, wurde etwas von dem Brotteig abgezapft, dünn ausgerollt (daher der Name Dinnele) und mit Sauerrahm und was sonst noch so da war wie: Zwiebeln, Speck, Käse, Gemüse, usw. belegt. So habe ich also wieder etwas dazugelernt, aber was ich nicht erfahre ist, ob es DER DIE oder DAS Dinnele heißt, deshalb beschließe ich das Thema an dem Abend in die Runde zu werfen und siehe da: Keiner meiner Freunde, allesamt Ureinwohnern vom Bodensee, konnte mir eine überzeugende Antwort liefern. Da zeigt sich doch mal wieder, welche unglaublich große Bedeutung uns Zugereisten zukommt! Wir bringen die Einheimischen dazu etwas zu lernen, was Heerschaaren von Touristen wahrscheinlich schon längst wissen. (Zum Glück ist aber jeder irgendwo zu Hause, so dass sich die Wissenslücken ganz gerecht über das ganze Land verteilen)

Dennoch, ermutigt durch meinen grandiosen Dinnele-Recherche Erfolg, wagte ich mich an weitere Integrationsmaßnahmen, die Teilnahme an der Fasnacht. Ich gebe zu, ich bin an dieser Front noch immer kein Profi, aber immerhin weiß ich, dass man Häs und Fasnacht  und nicht Fasching und Kostüm sagt (das ist praktisch ähnlich dramatisch, als würde man bei einem Italiener Dinnele statt Pizza bestellen), und dass man einen Tag mehr frei hat im Jahr, was an sich ja eine feine Sache ist. Besonders gut gefallen mir auch die vorbereitenden Vorbereitungstreffen für die Vorbereitungsabende anlässlich der Fasnacht – die allesamt mindestens genauso lustig sind wie die Fasnacht selbst, nur mit weniger Alkohol. Apropos Alkohol: in diesem Jahr werde ich nun das absolute Zugereisten- Integrations-Highlight absolvieren: ich sage nur Christbaumloben oder heisst es Chrischtbaumloben, ich werde nachfragen...


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