Kunst im Wohnzimmer September 2021

 

    Michael Wittmann: Kunst ist die Sprache eines Bildes zu lesen

Michael Wittmann mit einer Farbradierung von Rainer Pöhlitz von 1993

Es gibt Bücher, die hat Michael Wittmann schon mehr als ein Dutzend Mal gelesen und er entdeckt dabei immer wieder neue interessante Stellen: „Ich liebe es zu lesen und vorzulesen“, fasst er schmunzelnd zusammen: „Wahrscheinlich habe ich die Lesebegeisterung meiner Mutter zu verdanken.“ Dabei geht es dem leidenschaftlichen Hobbymusiker nicht darum, möglichst viele Bücher zu lesen: „Ich lese gern Bücher ein weiteres Mal, Qualität geht vor Quantität, auch bei der Kunst.“ So kann es durchaus vorkommen, dass er mit der Familie nur ein einziges Bild in einer Ausstellung anschaut. Dieses dann aber sehr genau und mit genug Zeit. Dabei gilt sein besonderes Interesse Holzschnitten oder Radierungen, die mit einer reduzierten Bildsprache arbeiten.

Die Farbradierung von Rainer Pöhlitz war der erste gemeinsame Kunstkauf mit seiner Frau in einer Fürther Ausstellung. Der Zufall brachte ihn dort zu einem Künstler, dessen Werke er schon als Schüler bewundert hatte und: er erkannte die Arbeiten sofort wieder. Pöhlitz greift in dieser Radierung kalligraphische Zeichen aus dem asiatischen Kontext auf. Der Kreis, Maru, der im Zen-Buddhismus für Erleuchtung und das Universum steht, wird gepaart mit dem bekannten Zeichen der Unendlichkeit, der liegenden Acht. Asien wiederum steht dem Ehepaar Wittmann sehr nahe. Dass Jahre später ihr jüngerer Sohn durch Zufall bei ebendiesem Künstler Meditationskurse belegte und ihm freundschaftlich verbunden ist, ist nur eine weitere kuriose Anekdote zu dem Kunstwerk. „Auch hier gibt es immer noch etwas im Bild zu lesen“, wie Michael Wittmann findet und er ergänzt nachdenklich: „Kunst, die komplexerer handwerklicher Fähigkeiten bedarf, scheint mich tatsächlich besonders anzusprechen.“

 @Jana Mantel / traumtextraum.blogspot.com – September 2021


 

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