AugustTEXTraum 2021

 

Das Auto als Ferienwohnung

Es sind Sommerferien und bringen nach langen Monaten des homeschooling und homeoffice eine neue Herausforderung: das homeholidaying.

Mittlerweile sind Familien geübt darin, den Frühstückstisch multifunktional als Arbeits-, Bastel- oder Esstisch zu nutzen. Selbst eine Parallelnutzung ist zuweilen praktiziert worden, denn schließlich kann man nicht jedes Mal, wenn eines der Kinder Hunger hat in die Abstellkammer umziehen, um dort mit schlechtem W-LAN dem online Meeting beizuwohnen. Jetzt gibt es eine erneute Herausforderung: homeholidaying. Noch immer passen sechs Wochen Sommerferien nicht so 100%ig zur Anzahl der Urlaubstage der meisten Arbeitnehmer und das bringt nun eine neue Qualität in Sachen „Herausforderung in den eigenen vier Wänden“. Die Urlaubslandauswahl wird zudem auch immer schwieriger, also heißt es mal wieder: kreativ sein. 

Das Auto als zusätzliches Zimmer war und ist daher ein wahrer Segen! Sozusagen, 3-Zimmer, Küche, Bad und Auto. W-LAN vor dem Haus ist auch kein Problem, also alles prima! Während der Pandemie haben wir das schon geübt und alle möglichen und unmöglichen Tätigkeiten ins Auto verlegt: Essen, Schlafen, Musikhören, Videokonferenzen und Telefonate. Vor meinem inneren Auge erscheinen Bilder von parkenden Autos aus den vergangenen Wochen: ein gutgekleideter Mann mit laptop auf dem Schoß, der samt Stöpsel im Ohr gerade einem Elternabend beiwohnt. Eine Frau die laut in ihr Telefon gebrüllt hat und auf meinen fragenden Blick hin dann die Scheibe runterließ: Nein, es ist alles in Ordnung, sie telefoniere nur gerade mit ihrer schwerhörigen Mutter. Diese tägliche Routine stellte sich in Zeiten von homeschooling und homeworking als problematisch heraus, denn die Mietwohnungen sind alle den ganzen Tag von Groß und Klein belegt. So erfährt das Auto ein echtes comeback als Ferienwohnung!  Es reicht schon, nur darin zu sitzen und man fühlt sich ziemlich verwegen, vor allem, wenn man keine Maske aufhat.

© Jana Mantel