Kunst im Wohnzimmer Juli 2021

 Kirstin Meditz und Peter Pendzig: Kunst und Klang verbinden sich

Peter Pendzig und Kirstin Meditz mit ihrem Cembalo, dessen Innendeckel von Sonia Steidle bemalt wurde: Wilder Wein, 2012. Das Cembalo hat William Horn nach einem um 1720 entstandenen Instrument von Michael Mietke gebaut.

Die Kunst im Wohnzimmer von Kirstin Meditz und Peter Pendzig lässt sich aufklappen. Was sich wie ein nettes Rätsel anhört, ist tatsächlich wahr. Ein Cembalo steht hier mitten im Raum, und der Deckel des Musikinstrumentes ist auf der Innenseite kunstvoll bemalt. „Meistens ist der Deckel eines Cembalos innen verziert“, erklärt Peter Pendzig, der auf dem Instrument am liebsten Musik von J.S. Bach spielt. „Für Barockmusik mit ihrem metrischen Fundament und den sich darüber ausbreitenden hochverzierten Oberstimmen muss es einfach ein Cembalo sein.“ Da man so ein Musikinstrument nicht von der Stange kaufen kann, wird es auf Bestellung eigens angefertigt. Kirstin Meditz erzählt, dass sie ein Jahr auf ihr Instrument gewartet haben, allerdings ohne Deckelbemalung. „In der Regel arbeiten die Cembalobauer eng mit Künstlern zusammen, die auf historische Motive und Ornamente spezialisiert sind. Wir wünschten uns jedoch eher eine moderne Bemalung und machten uns in der Bodenseeregion auf die Suche nach einem kreativen Geist für diese besondere Aufgabe.“

Das war leichter gesagt als getan, bis sie auf die Malerin Sonia Steidle trafen. Ihre Bilder, die einen ganzen Pflanzenkosmos eröffnen, haben ihnen gut gefallen. Peter Pendzig erinnert sich: „Sie hat uns verschiedene grafische Entwürfe vorgestellt. Wir haben uns daraus den wilden Wein ausgesucht und waren auf das Ergebnis sehr gespannt.“ Für Sonia Steidle selbst war es der erste Auftrag dieser Art und sie hatte durchaus Respekt vor der Aufgabe. Herausfordernd war nämlich nicht nur die ungewöhnliche Form des Instrumentendeckels, sondern auch die Besonderheit, dass sich der Deckel an einer Stelle umklappen lässt, so dass nur ein Teil davon sichtbar bleibt. Alles ging gut! Das Paar war und ist von den Weinranken begeistert, registriert aber durchaus auch erstaunte Blicke von Besuchern, die eine moderne Malerei an dieser Stelle nicht vermuten. Der italienische Cembalobauer hat inzwischen seine erste Überraschung verdaut und sich mit der ungewöhnlichen Deckelgestaltung angefreundet. Zum Klang des schönen Instruments passt der wilde Wein perfekt. 

@Jana Mantel / traumtextraum.blogspot.com – Juli 2021


 

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