Kunst im Wohnzimmer Juni 2021

 

Tom Haydn: Kunst kann eine individuelle Art der Erinnerung sein

Tom Haydn vor dem „Totentanz“ von Helmut Wellschmidt (Leihgabe)

Eigentlich ist Tom Haydn der Musik wegen nach Franken gekommen, dann aber aufgrund der Kunst dort hängen geblieben: „Die Tradition der Nürnberger Epitaphien hat mich als Metallgestalter sofort fasziniert. Kunst als individueller Ausdruck von Trauer und Erinnerung, das finde ich einen wunderbaren Ansatz. So begann ich mich zuerst in der bekannten Kunstgießerei Lenz in Nürnberg mit der Epitaphienkunst auseinanderzusetzen, ehe ich 2002 mein eigenes Atelier gründete.“ Als geborener Österreicher trägt er eine ganz besondere Beziehung zu Begräbnissen in sich: „Der Ausdruck: scheene Leich, beschreibt in Kürze die Opulenz bei Trauerfeiern“, erzählt er schmunzelnd: „Das Thema Tod hat mich zudem schon immer begleitet, auch in meinen Liedern!“ Die Arbeit von Helmut Wellschmidt  hängt passenderweise in seinem Atelier, das sich in unmittelbarer Nähe zum bekannten Johannisfriedhof in Nürnberg befindet.

„Ich mag dieses Bild sehr, es berührt das Thema Tod, aber auf eine leichte Art. Auf dem Bild wird getanzt und gesungen. Im Tod sind wir alle gleich, Wellschmidt bringt das passend auf den Punkt“, überlegt Haydn laut: „Friedhöfe sind wichtige Orte der Trauer für die Menschen, sie bedeuten aber auch ein Stück Heimat, denn ich möchte dort um den Menschen trauern, wo er gelebt hat, ihm dort nachfühlen.“ Aus seiner Sicht, könnten diese traditionsreichen  Epitaphien aus Bronze oder Messing auf den Sandsteinquadern ein Anker sein. „Ich begleite die Menschen in ihrer Trauerarbeit und sehe, dass sie sich nach Orten der Ruhe und Erinnerung an einen Menschen sehnen“, so Haydn. Die neuen, individuell gestalteten Epitaphien könnten dazu beitragen die Trauerkultur auf den Friedhöfen in zeitgemäßer Form am Leben zu erhalten, ist er sich ganz sicher.

 @Jana Mantel / traumtextraum.blogspot.com – Juni 2021 


 

 

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