JuniTEXTraum 2021

 

Kommunikation durch nicht Kommunikation

In einem Seminar in Nürnberg hielt mein Lieblingsdozent einen Vortrag über Kommunikation. Dieser startete mit einem Satz, der bis heute nicht nur einer meiner Lieblingssprüche ( Ja, ich gestehe, ich gehöre zu den Frauen, die sich stundenlang an Postkartenständern aufhalten, damit den Eingang blockieren und böse Blicke ernten, weil sie lauthals vor sich hin lachen) sondern immer wieder ein weiser Ratgeber ist: Das Problem an Kommunikation besteht darin, dass man denkt, sie hätte stattgefunden! Wenn alle Menschen diesen Satz auswendig lernen würden, gäbe es sicherlich weniger Missverständnisse in der Mann-Frau, Eltern-Kind usw. Kommunikation. Denn, seien wir ehrlich, Kommunikationsprobleme gibt es auch ohne diese Minenfelder genug! Nehmen wir zum Beispiel das Telefon: Klingelt es nicht, ist es irgendwie doof und unnütz eines zu besitzen, klingelt es aber im verkehrten Moment ist es nicht weniger doof, eines zu haben. Denn, nicht rangehen, dann nervt das Klingeln, rangehen und mit vollem Mund am Mittagstisch reden ist auch ungeschickt, rangehen und sagen, man ruft zurück, klappt meist auch nicht, da die andere Person ja oft nur ganz kurz!! etwas loswerden möchte, dh ein Rückruf lohne sich nicht etc. pp. Dazu kommen noch die versehentlich getätigten Anrufe, wie ich erst kürzlich erlebte.  Als ordentliche Autofahrerin gehe ich nicht ans Telefon während ich fahre oder auch an einer roten Ampel stehe. Da ich es partout nicht ausstehen kann über die Freisprechanlage mein telefonisches Gegenüber anzuschreien, lasse ich das Telefon in meiner Handtasche stumm vor sich hin klingeln. Angekommen beim Termin checke ich also mein Handy. Ein Gruppenanruf wird angezeigt und zwar ausgehend von einer Freundin, die man nicht zwingend als super technikaffin bezeichnen würde. Während ich also überlege, ob diese Person überhaupt in der Lage gewesen wäre, gezielt einen Gruppenvideoanruf zu tätigen, rückt der Termin näher und ich beschließe es vorerst dabei zu belassen. Eine Stunde später, selbstverständlich habe ich während des Gesprächs mein Handy keines Blickes gewürdigt, sehe ich, dass ein weiterer Gruppenvideoanruf eingegangen ist, von einer anderen Person dieser Gruppe, die, naja sagen wir mal,  so mittel technikaffin ist. Ich überlege also nachzufragen, vergesse es tatsächlich aber auf dem Heimweg. Am Abend bekomme ich einen Anruf von einer dritten Freundin der Gruppe, ohne Video und ohne Gruppe. Nun wollen Sie sicherlich wissen was passiert ist-:gar nichts! Niemand wollte je irgendjemanden anrufen, das heißt sämtliche Folgetelefonate erfolgten aus lauter Neugier über das Erste vermeintlich verpasste. Man kann also sagen, eine nicht gewollte Kommunikation trägt hervorragend zur Kommunikation bei. Wir müssten also den Satz vom Anfang leicht abwandeln: Das Problem an Kommunikation besteht darin, dass man denkt sie hätte ohne mich stattgefunden- oder so ähnlich…


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